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Praktische Selbstfürsorge als Freelancer

Einfache Möglichkeiten für Freelancer, Selbstfürsorge in ihr tägliches Leben zu integrieren

Freelancing hat viele Vorteile. Für sich selbst zu arbeiten, eine Marke aufzubauen, seinen eigenen Zeitplan zu erstellen und zu tun was man liebt, kann befreiend und bereichernd sein. Manchmal kann es jedoch auch Stress bedeuten.

Dies gilt insbesondere in Zeiten von Unsicherheit, in denen das Risiko des Verlusts von Kunden oder von Budgetkürzungen besteht, die dein Einkommen senken. Tallia Deljou, arbeitet als Coach für persönliche Entwicklung und positive Psychologie in Berlin mit Freelancern zusammen und ist auch selbst freiberuflich tätig. „Wenn man auf Einzelkunden- oder Projektbasis arbeitet, gibt es keine Struktur, keine Disziplin“, erklärt sie. „Du musst sie selbst entwickeln.“

Da die Grenzen zwischen persönlichem und beruflichem Leben bei Freelancern leicht verschwimmen, ist es für sie umso wichtiger, Selbstfürsorge in ihren Alltag einzubinden.

Was ist Selbstfürsorge?

Bevor du dich näher mit der praktischen Bedeutung von Selbstfürsorge befasst, musst du dir unbedingt differenziert darüber klar werden, was sie tatsächlich bedeutet – ihre zunehmende Beliebtheit beruht nämlich auf einer Vielzahl an Missverständnissen. Es wird häufig davon ausgegangen, dass sich Selbstfürsorge kaufen oder verdienen lässt beziehungsweise für jeden Menschen gleich ist. Aber ihre Bedeutung ist weitaus tiefgründiger und es gibt auch keine allgemeingültige Lösung zu ihrer Umsetzung. Sharon Peykar, Psychotherapeutin in einer Gemeinschaftspraxis in Los Angeles, erklärt, dass es sich eher um einen Lebensstil handelt.

„Selbstfürsorge ist jede Vorgehensweise, jedes Ritual oder jede Grenze, die mir ein Gefühl der Stille und des seelischen Gleichgewichts vermittelt“, sagt sie. „Sie bedeutet, eine Lebensweise zu entwickeln, die mir dabei hilft, weiterhin Dinge zu tun, die ich gern tue, und mit meinen eigenen Bedürfnissen und Werten im Reinen zu bleiben.“

Ohne Teamkollegen oder Manager, die für Ausgleich sorgen, vernachlässigen Freelancer oft ihre Selbstfürsorge. Glücklicherweise gibt es ein paar einfache Möglichkeiten, damit loszulegen, und du musst dir keine Sorgen machen, wenn du sie nicht auf Anhieb perfektionieren kannst. Wir haben mit Therapeuten und Freelancern gesprochen, um fünf umsetzbare Tipps zu sammeln, die helfen sollen, deine eigene Selbstfürsorge-Reise zu starten.

1. Mache dir deinen inneren Zustand bewusst

Paige Slaughter, Gründerin von Fruition Studio mit Sitz in Carbondale, Colorado und Mailchimp-Partnerin teilt mit, dass sich seinen inneren Zustand bewusst zu machen das tiefgründigste Hilfsmittel ist, das sie verwendet, und dass dies bei ihr zum Dauerzustand geworden ist.

Sie beginnt morgens mit ihrem Tagebuch und verwendet dabei Aufforderungen, die sich darauf konzentrieren, wie sie sich fühlt, worüber sie nachdenkt und was sonst noch in ihrem Kopf vorgeht. Wenn sie sich im Laufe des Tages ihren inneren Zustand bewusst macht, geschieht dies meistens mental. Sie hat eine Stufe erreicht, auf der sie sich mental ihren Zustand bewusst machen, eine Pause einlegen, reflektieren und sich gut fühlen kann, ganz gleich welche Gefühle oder Emotionen sie bei sich wahrnimmt. Wenn sie eine Aufgabe abgeschlossen hat, macht sie sich ihren Zustand bewusst, bevor sie weitermacht, und sie stellt sich Fragen wie: „Möchte ich meine Zeit so verbringen? Hilft es mir bei meinen bedeutenderen Zielen? Steht das im Einklang mit dem, was mir wichtig ist?“

Paige vermittelte, wie wichtig es ist, sich seinen inneren Zustand bewusst zu machen und zu reflektieren, um bei der Arbeit wirklich sein ganzes Potenzial auszuschöpfen. „Wenn du dir nicht das gibst, was du brauchst, kannst du nicht so offenherzig und großzügig auftreten, wie du es gern möchtest“, sagt sie. „Die Marketing-Fähigkeiten haben mir noch nie Schwierigkeiten bereitet – es sind all die mentalen Herausforderungen.“

2. Grenzen setzen statt Regeln

„Wenn wir in Panik oder besorgt sind, lässt uns unser Bauchgefühl zu allem und jedem ‚Ja‘, sagen“, erklärt Amanda E. Weiß, lizenzierte Psychotherapeutin in Philadelphia. Sich selbst und anderen Grenzen zu setzen, kann schwierig sein. Es ist daher völlig okay, damit klein anzufangen. Eine Grenze könnte darin bestehen, eine Pause einzulegen, ein Projekt abzulehnen, das nicht deiner Bandbreite entspricht, die Zeit zu begrenzen, die du mit Technologien verbringst, dich an deine Preise zu halten oder Erholung zu priorisieren. Wenn du dir Grenzen setzt, fügt Sharon hinzu, sei es wichtig, auf deine innere Stimme und Intuition zu hören. „Sie sagen dir, wo deine Limits und Grenzen sind“, sagt sie.

Sei dir selbst gegenüber gnädig, wenn du dir diese Grenzen setzt und sie anderen verdeutlichst. Es ist okay, wenn sich deine Grenzen im Laufe der Zeit weiterentwickeln, insbesondere in unsicheren Zeiten. Amanda ermutigt ihre Kunden, die Freelancer sind, sich darauf zu konzentrieren, sich Grenzen statt Regeln zu setzen. „Regeln sorgen dafür, dass etwas gut oder schlecht, richtig oder falsch ist. Grenzen dagegen können bei Bedarf verschoben, geändert und bewegt werden“, erläutert sie.

3. Bewege deinen Körper

Da Freelancer so viel Zeit isoliert in ihre Arbeit vertieft verbringen, können sie leicht in das Schema verfallen, kontinuierlich in Gedanken versunken zu sein. Tallia ist der Meinung, dass es wichtig ist, daran zu denken, dass deine Persönlichkeit mehr ist als nur geistige Arbeit. „Es gibt den mentalen Körper, den physischen Körper und den emotionalen Körper und wir, vor allem Freelancer, halten uns meistens in unserem mentalen Körper auf. Wir lassen niemals davon ab, an unsere Arbeit zu denken“, erklärt sie. „Es geht darum, deinen geistigen Körper zu verlassen und in deinen physischen Körper zu gelangen. Du bist ein ganzes, vollständiges Wesen, das aus verschiedenen Teilen gebildet ist, die deine Aufmerksamkeit, Pflege und Fürsorge erfordern.“

Tallia hat sich dazu entschlossen, jeden Morgen auf ihrem Mini-Fitness-Trampolin zu trainieren, doch die verwendete Methode kann sich individuell unterscheiden. Sie kann einfach darin bestehen, jeden Morgen etwa 5 Minuten lang draußen vor der Tür zu stehen oder vor dem Zubettgehen Yoga zu praktizieren. Versuche dich darauf zu konzentrieren, was dir gut tut. „Dein Körper wird dir mitteilen, was er braucht“, sagt Sharon. Sie empfiehlt, Bewegung in irgendeiner beliebigen Form auf täglicher Basis zu einer Priorität zu machen.

4. Organisieren, um zu aktivieren

Selbstfürsorge besteht bei Freelancern zum Großteil darin, organisiert zu bleiben und die täglichen Aufgaben zu priorisieren. Sharon erinnert Freelancer daran, dass wir als Menschen für Beständigkeit geschaffen sind. In unsicheren Zeiten kann es manchmal schwierig sein, täglich exakt dieselbe Routine einzuhalten. Es kann aber hilfreich sein, über eine gewisse Struktur zu verfügen.

Amanda ermutigt Freelancer dazu, den Tag in verschiedene Kategorien aufzuteilen, je nachdem, wie ihr Energielevel an diesem Tag aussieht. „Lerne, was dir Energie gibt und was dir deine Energie raubt“, sagt Amanda. „Priorisiere die Dinge, die dir mehr Energie verleihen und ordne ihnen bestimmte Tageszeiten zu, abhängig davon, wie sich dein Leben gestaltet.“ Wenn es dir möglich ist, kannst du auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dich von jemandem unterstützen zu lassen und Aufgaben zu delegieren.

Paige rät Freelancern, bei der Organisation ihres Tagesablaufs bewusst Zeit für die Selbstfürsorge einzuplanen – andernfalls kann man sich leicht in der Arbeit verlieren. „In meinem Planer hat eine Siesta ihren festen Platz“, erläutert Paige. „Ich versuche, verschiedene Wörter zu verwenden, die mich daran erinnern, was ich für die verschiedenen Tageszeiten geplant habe.“

Tallia wiederholt, wie wichtig es ist, Freizeit einzuplanen, sei es nur für eine Stunde oder eine ganze Woche.

„Es kann dir so viel bringen, dir diese Zeit zu gönnen, an die wir sonst nicht denken, da wir ja keine bestimmte Anzahl an Urlaubstagen haben, denen wir entgegenarbeiten können“, sagt sie. Versuche, bewusst Zeiträume in deinen Terminplan aufzunehmen, in denen du deine Batterien neu aufladen kannst. Wir sind alle nur Menschen und brauchen ab und zu ein wenig Erholung.

5. Investiere in deine Beziehungen zu dir selbst und zu anderen

Je nach Arbeitsumfeld verbringen Freelancer möglicherweise ihre Arbeitszeit überwiegend allein. Bestätigung und positive Bestärkung können unglaublich motivierend sein, aber wenn diese nicht von anderen zu erwarten ist, ist es wichtig, nach innen zu schauen. Wenn du dich überfordert oder niedergeschlagen fühlst, versuche dir Selbstbestätigung zu verschaffen, indem du deine Erfolge feierst.

Paige empfiehlt Freelancern, dies häufig zu tun, bei allen ihren Erfolgen, großen ebenso wie kleinen. „Schieb Freude und Belohnung nicht auf“, sagt sie. „Diese Dinge können nicht warten.“ Um sich einen zusätzlichen Schub an Selbstvertrauen zu verschaffen, empfiehlt Tallia, positive Bestätigungen von Kunden aufzubewahren. Man könne auf sie zurückgreifen, um sich wieder ausgeglichen zu fühlen und an den Sinn seiner Arbeit erinnert zu werden. „Drucke Empfehlungsschreiben, E-Mails und Geschichten von Kunden aus, die dir emotionalen Auftrieb geben“, schlägt sie vor.

Auch wenn wohl deine Beziehung zu dir selbst am wichtigsten ist, spielen auch die Beziehungen zu anderen bei der Selbstfürsorge eine Rolle. Freelancer, die nicht täglich ins Büro gehen oder unmittelbar in ein Team eingebunden sind, können leicht vereinsamen. Tallia betont, dass Beziehungen eine der fünf Hauptkomponenten für hohe Lebensqualität sind. „Wir müssen Wege finden, um uns besser um einander zu kümmern, und lernen, wie man ein gewisses Maß an Community, Beziehung und Engagement strukturiert, da wir als gesellige Wesen darauf angewiesen sind“, sagt sie.

Suche nach ähnlich eingestellten Kollegen in ähnlichen Branchen, die sich in dich einfühlen, dich aufbauen und dir Feedback geben können. Die Entscheidungsmüdigkeit ist unter Freelancern ein sehr reales Problem. Amanda betont daher, dass es wichtig sei, über eine Community zu verfügen, auf die man sich stützen könne.

Paige konzentriert ihre Energie außerdem darauf, ihre Community aufzubauen und zu lenken. „Ich versuche wirklich, Menschen wie Freelancer und Kleinunternehmer auf ihrem eigenen Pfad zu unterstützen, und sie auf ihrem Weg zu begleiten“, sagt sie. „Was wir beruflich tun und wie wir uns persönlich entwickeln, ist untrennbar miteinander verbunden. Darin liegt für mich die ganze Magie.“

Claire Currie gehört zum Partner-Marketing-Team bei Mailchimp und arbeitet in Atlanta, Georgia. Sie verfasst außerdem freiberuflich Stadtführer.

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