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Die Geheimnisse eines umsatzstarken, unabhängigen Musikclubs

Die bunte Zielgruppe des Orange Peel ist mit ein Grund dafür, dass im Kultlokal die Musik weiterspielt – 2020 wurde sogar ein Outdoor‑Ableger eröffnet.

Foto: John Warner

Die vergangenen beiden Jahre waren für viele Kleinunternehmen hart und Veranstalter von Live-Musikevent hatten es besonders schwer. In den Vereinigten Staaten waren Tourneeabsagen im März 2020 eines der ersten Anzeichen dafür, dass das Leben auf absehbare Zeit aus den Fugen geraten würde. Und auf dem Weg zur Normalisierung nach dem Ende der Lockdowns gab es Fehlstarts, geringere zulässige Auslastungsobergrenzen und eine ganze Reihe neuer Pflichten für Clubbesitzer in aller Welt.

Das The Orange Peel in Asheville, North Carolina, war da keine Ausnahme. Der 1.000 Personen fassende Club ist für sein breit gefächertes Programm von Künstlern und seine intime Atmosphäre bekannt. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2002 brachte er Weltklasse-Musik in die in den Bergen gelegene Stadt, was ihm breites Lob von allen Seiten, etwa von Rolling Stone und Southern Living, eingebracht hat. Als die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung dazu führten, dass der Veranstaltungsort in der Innenstadt im März 2020 geschlossen werden musste, arbeite Orange Peel Events (die Gruppe, die den Veranstaltungsort managt) weiter. Sie organisierte nicht nur Live-Stream-Konzerten und andere virtuelle Veranstaltungen, um die allgemeine Moral zu stärken, sondern führte auch die Vorbereitungen für eine neue Openair-Location am anderen Ende der Stadt fort.

Die neue Openair-Location Rabbit Rabbit war, als sie Ende 2020 eröffnet wurde, sofort ein voller Erfolg. Aber der Erfolg scheinbar über Nacht war in Wahrheit das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt harter Arbeit. Liz Whalen Tallent, Marketingdirektorin von Orange Peel Events, erklärt, dass die gute E-Mail-Liste von Orange Peel Events entscheidend dafür war, die neue Location bekanntzumachen. Wir haben uns mit ihr darüber unterhalten, wie ihr Team mit dem großen Online-Publikum der Kultvenue in Kontakt bleibt – und warum dieses Publikum ein wichtiger Faktor dafür war, dass ein weiterer beliebter neuer Treffpunkt für Musikliebhaber nur einige Kilometer entfernt geschaffen werden konnte.

Foto: Jesse Callahan

Ihr seid seit mehr als einem Jahrzehnt Kunde bei Mailchimp. Wie nutzt ihr E-Mail-Marketing?

Wir haben eine ziemlich große Datenbank mit E-Mail-Adressen. Wir verschicken eine E-Mail pro Woche und versuchen so, dafür zu sorgen, dass dies eine der ersten Möglichkeiten ist, wie Leute von neuen Veranstaltungen erfahren. Es ist auch die einzige Stelle, an der wir Codes für den Vorverkauf ausgeben, die sehr begehrt sein können. Wir segmentieren gelegentlich die Zielgruppe, aber ich halte nichts davon, 20 verschiedene Newsletter für 20 verschiedene Kundengruppen zu schreiben. Auch wenn wir wissen, dass sich nicht jeder für jedes Genre interessiert, können die Veranstaltungen, die die Leute besuchen, wirklich sehr unterschiedlich sein! Wir finden es albern, sie feinsäuberlich in zig Schubladen zu sortieren.

The Orange Peel hat landesweit große Aufmerksamkeit erregt und die Stadt, in der ihr euch befindet, ist zu einem beliebten Touristenziel geworden. Denkt ihr auch an Leute, die nicht hier leben, wenn ihr euer Marketing plant?

Wir versuchen bewusst, unsere Abonnentenliste breit zu fächern, und wir haben Abonniere unseren Newsletter in den Mittelpunkt unserer Website gestellt. Das ist schon immer ein wichtiger Teil unserer Strategie. Natürlich gibt es Leute, die den Newsletter abbestellen, nachdem sie das eine Konzert besucht haben, für das sie angereist sind, aber viele Leute bestellen den Newsletter danach nicht ab. Sie lesen ihn vielleicht nicht jede Woche und jeden Monat. Sie interessieren sich vielleicht nur für einen von sechs Newslettern, den sie erhalten. Aber das ist in Ordnung, solange wir sie bei der Stange halten.

Es waren ein paar wirklich harte Jahre für Live-Musik, vor allem für Indoor-Locations. Welcher eine Faktor war eurer Ansicht nach dafür ausschlaggebend, dass ihr das überstehen konntet?

Eine wirklich große Datenbank aufgebaut und viele Leser zu haben, die ständig unseren Newsletter lesen, war für den Start unserer neuen Outdoor-Location Rabbit Rabbit sehr wichtig. Es war großartig, nicht bei Null anfangen zu müssen, um die Open-Air-Veranstaltungen bekanntzumachen. Vor allem auch, weil Rabbit Rabbit ein viel größerer Veranstaltungsort ist, für den viel mehr Tickets verkauft werden müssen. Es war sehr wertvoll, eine feste Zielgruppe zu haben, an die wir uns einfach wenden können, eine Zielgruppe, die wirklich wissen will, was passiert.

Foto: Jon Lidell

War die Eröffnung eines Veranstaltungsortes im Freien bereits geplant, bevor die Konzerthallen wegen COVID-19 schließen mussten?

Wir hatten das Grundstück bereits vor der Pandemie gekauft und arbeiteten daran. Die Eröffnung war für Juni 2020 geplant. Im März 2020 stoppte dann alles, und im Mai des Jahres wurde es klar, dass wir den Veranstaltungsort nicht wie geplant eröffnen konnten.

Letztendlich eröffneten wir [im August 2020] einen Ort, an dem sich Leute treffen konnten, anstatt mit einem großen Konzert zu beginnen, weil wir damals in unserem Bundesstaat ohnehin keine großen Konzerte veranstalten durften, weder drinnen noch draußen. Es war großartig, dass es überhaupt das Rabbit Rabbit gab, denn so konnten unsere Angestellten arbeiten und wir konnten etwas Einkommen erwirtschaften.

Unser erstes Konzert im Rabbit Rabbit fand im Juli 2021 statt. Wir hatten keine ganze Saison, aber zumindest eine gute halbe Saison, in der fast alle unsere Konzerte ausverkauft waren. Sowohl unser Publikum als auch die Bands wussten das sehr zu schätzen.

Du organisiert nun Werbeaktionen für zwei beliebte Veranstaltungsorte. Gibt es da zeitsparenden Tools, die du für das Online-Marketing verwendest, sei es in Mailchimp oder von anderen Anbietern?

Wir schreiben oft unsere Newsletter im Voraus und veröffentlichen sie immer mittwochs. Grafiken sind wichtiger als Worte geworden – große Schaltflächen und eine einheitliche Formatierung und Bilder der Bands funktionieren gut. Das macht es den Leuten leicht, den Newsletter zu öffnen und einen Blick darauf zu werfen: Sie sehen die Veranstaltungen an diesem Wochenende, die Vorverkäufe dieser Woche und finden die Vorverkaufscodes. Mailchimp macht es mir leicht, für Ordnung und Übersicht zu sorgen, was derzeit, bei den viele Veranstaltungen, die wir für The Orange Peel und Rabbit Rabbit bewerben, sehr wichtig ist.

Welche Rolle spielen die sozialen Medien?

Soziale Medien sind für unsere Strategie sehr wichtig. Zunächst nutzten wir soziale Medien einfach, um mit unseren Fans zu interagieren und Inhalte zu präsentieren. Im Laufe der Zeit mussten wir Geld ausgeben, aber wir haben das sehr überlegt gemacht. Wir bemühen uns auch eigentlich darum, nur interessante lokale Inhalte zu präsentieren und eine Markenpersönlichkeit entwickeln, die die Leute anzieht. Unsere Buchungszahlen sind für eine Stadt unserer Größe etwas Besonderes. Unsere Kunden sind an unseren Ankündigungen interessiert, über unseren Newsletter und über soziale Medien.

Foto: Sandlin Gaither

Seit mehr als einem Jahrzehnt kümmerst du dich um Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für The Orange Peel und das in einer Zeit, in der viele Clubs von größeren Unternehmen aufgekauft werden. Was ist für den Erfolg des Marktings eines unabhängigen Veranstaltungsorts entscheidend?

The Orange Peel ist schon seit einigen Jahren die Nummer eins unter den Clubs im Südosten der USA, wenn es um den Verkauf von Eintrittskarten geht. Meiner Meinung nach liegt das an einem besonderen, unvollkommenen magischen Rezept. Ein Aspekt ist, dass es uns jetzt bereits seit einiger Zeit gibt, wir haben uns im Laufe von 20 Jahren etabliert.

Außerdem ist die Stadt Asheville, in der wir uns befinden, äußerst wichtig. Asheville ist ein kleiner Markt für Konzerte, wir konkurrieren nicht mit fünf anderen Clubs, die 1.000 Besuchern Platz bieten. Manche denken, dass es deshalb schwierig ist, überhaupt Künstler für den Club zu engagieren und anfangs war das auch wirklich schwieriger. Aber je öfter dir das gelingt, desto mehr berücksichtigen dich die Agenten bei der Planung der Touren ihrer Bands. Und sobald man das erreicht hat, kann man wirklich erfolgreich sein.

Es war von Anfang an unsere Stärke, viele Konzerte und eine große Bandbreite von Konzerten zu buchen. Du magst vielleicht eine ganz andere Art von Musik als ich, aber dann besucht einer von uns den Club eben am Dienstag und der andere am Mittwoch. Wir sprechen viele Leute an und es kommen viele verschiedene Leute zu uns. Das ist nach wie vor für uns sehr wichtig.

Veröffentlicht am: 23. Mai 2022

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