James Kape ist der Gründer von Omse, einem unabhängigen Designstudio, das auf strategisches und konzeptorientiertes Denken im Bereich Branding spezialisiert ist. Name und Logo des in Shoreditch bei London beheimateten Unternehmens sind vom schwedischen Wort „ömsesidig“ inspiriert, das in etwa „gleichgesinnt“ bedeutet. Seit der Gründung im Jahr 2016 hat Omse Kampagnen und Designsysteme für verschiedene Marken entworfen, darunter die Nudelkette Itsu, der Londoner Nachtclub Printworks und – das vielleicht schlagzeilenträchtigste Projekt – die 200 Jahre alte Kirche St. John in Hackney. Hier verrät James seine Tipps, wie du eine Agentur oder ein anderes kreatives Unternehmen in den ersten Jahren zum Erfolg führen kannst – von der Auftragsgewinnung bis hin zum Aufbau eines Teams.
Macher*innen:
Warum der Aufbau deines Unternehmens eine Teamleistung ist
Kundengewinnung
1. Durch gute Arbeit
Unabhängig von Auftrag, Marke oder Budget gibt es immer einen Weg, das Beste aus den Möglichkeiten zu machen und dein Können zu zeigen. „Jede Organisation kann gut aussehen und etwas bewirken, egal ob du ein aufstrebendes Technologieunternehmen bist oder ein ausgefallenes Musiklokal – oder auch eine 200 Jahre alte Kirche“, erklärt James. Du kannst auch selbst Projekte starten, indem du dir Lösungen für Probleme überlegst, die dir am Herzen liegen.
2. Durch Empfehlungen
Dies ist der Fall, wenn du von jemandem empfohlen wirst, mit dem du in der Vergangenheit zusammengearbeitet hast. Um deine Chancen auf solche Empfehlungen zu erhöhen, solltest du deine Netzwerke wissen lassen, was du tust und dass du verfügbar bist.
„Empfehlungen können von jemandem kommen, der deine Arbeit gesehen hat, zum Beispiel auf Instagram, oder von einem Kunden, für den du gearbeitet hast“, sagt James. „In der Anfangszeit kamen viele unserer Aufträge durch die Empfehlung von jemandem zustande, der den Kunden kannte. Um solche Empfehlungen zu bekommen, musst du natürlich den ersten Punkt erfüllen, also gute Arbeit leisten – und deshalb ist es besonders wichtig, in deine Fallstudien zu investieren.“
Werbung für deine Arbeit
Wenn die Menschen nicht sehen, welche großartige Arbeit du leistest, kommst du nicht voran. Es ist wichtig, Projekte während der Durchführung zu dokumentieren und eine Geschichte zu entwickeln. Egal, ob du soziale Medien, die Fachpresse oder Netzwerkgruppen nutzt, um deine Arbeit bekannt zu machen: Wenn du es schaffst, die Geschichte deines Projekts zu erzählen, gewinnst du die Aufmerksamkeit der Menschen.
„Investiere etwas Geld in gute Fotos oder Renderings von deiner Arbeit“, sagt James. „Aber bedenke, dass du durch diese Werbung wahrscheinlich die gleiche Art von Arbeit bekommen wirst – also überlege dir, welche Art von Arbeit du gewinnen willst. Du solltest dich auf die Dinge konzentrieren, die du gerne tust, auch wenn das ein kleineres Portfolio bedeutet – sonst wirst du am Ende etwas tun, was du vielleicht gar nicht tun willst. Es ist besser, ein bewusst sortiertes Angebot zu haben.“
Ein Team aufbauen
Zusammenarbeit mit Freelancern
Die Zusammenarbeit mit Selbständigen kann eine gute Möglichkeit sein, dein Team je nach Arbeitsfluss zu vergrößern oder zu verkleinern. Aber sich zu sehr auf freiberufliche Mitwirkende zu verlassen, könnte langfristig nicht haltbar sein.
„Irgendwann hatten wir eine Praktikantin in China, einen UX-Designer in Sydney und eine Grafikdesignerin in Brasilien“, sagt James. „Eine Zeit lang hat das gut funktioniert, aber dann wurde das Management zu schwierig, und wir mussten Aufträge ablehnen, weil wir keine Kapazitäten für sie hatten.“
James erkannte, dass er feste Mitarbeiter*innen brauchte: zunächst einen Creative Director, der ihn bei der Leitung des Teams unterstützt, und dann jemanden für 3D-Design. „Jetzt, wo wir mehr Kernkompetenzen und Kapazitäten im eigenen Haus haben, können wir bei Anfragen öfter zusagen“, so James. „Und ich vermisse ganz sicher nicht den Stress, für jedes Projekt neue Mitwirkende rekrutieren zu müssen!“
Loslassen lernen
Wenn du ein kreatives Unternehmen gründest, wirst du anfangs wahrscheinlich an jedem Aspekt des Endprodukts mitarbeiten. Aber wenn das Unternehmen und dein Team größer werden, musst du lernen, das Heft aus der Hand zu geben.
„Du bist es gewohnt, dass die Dinge auf eine bestimmte Art und Weise laufen, und es kann schwer sein, die Hände vom Steuer zu nehmen oder andere in deine Fußstapfen treten zu lassen“, sagt James. „Mein Rat wäre: Denke immer daran, dass du mit tollen Leuten zusammenarbeitest und dass es in Ordnung ist, unterschiedliche Lösungsansätze zu haben. Eigentlich ist das sogar eine richtig gute Sache!“
Durch das Delegieren von Aufgaben gewinnst du Zeit, um dich auf die Bereiche zu konzentrieren, die deine Aufmerksamkeit am meisten brauchen, zum Beispiel die Förderung deiner Mitarbeiter*innen oder die Suche nach Projekten, die dein Portfolio stärken.
Balance zwischen Verantwortung und Sinnhaftigkeit
Wenn dein Team wächst, steigt oft auch dein Overhead. Das kann es schwieriger machen, Aufträge mit einem geringeren Budget anzunehmen, die jedoch auf andere Weise wertvoll sein könnten. Wenn zum Beispiel ein Projekt die Art von Arbeit repräsentiert, auf die du dich spezialisieren willst, könnte es dir helfen, Aufträge in diesem Bereich zu gewinnen. „Wir versuchen, weiterhin so viel wie möglich an kulturellen Projekten zu arbeiten, auch wenn deren Budgets vielleicht nicht so groß sind“, sagt James. „Wir versuchen, die richtige Balance zu finden“.
Kluge Worte
- Vertraue auf dein Bauchgefühl.
- Hab keine Angst, um Hilfe zu bitten.
- Sei stolz und selbstbewusst. „Kunden kaufen Vertrauen“, sagt James. „Wenn du nicht an deine Arbeit glaubst, wird es auch niemand anderes tun.“
- Ruf an. „Bei Problemen ist es viel besser, mit jemandem darüber zu sprechen, als E‑Mails zu verschicken, die oft zu Missverständnissen führen“, erklärt James.
- Baue zu deinen Kunden Beziehungen auf, die über die Arbeit hinausgehen. „In unserer Branche läuft es ironischerweise oft so: Wenn du gute Arbeit geleistet hast, ist die Beziehung zu Ende – du hast die Marke aufgebaut und bist mit deiner Arbeit fertig“, sagt James. „Aber du kannst nie wissen, ob die Kundin nicht einen Freund hat, dem sie dich weiterempfehlen kann. Der Aufbau einer starken Beziehung macht vieles möglich.“
Kate Hollowood ist freiberufliche Journalistin und schreibt für Titel wie Marie Claire, Cosmopolitan, The i Paper und It's Nice That über eine Reihe von Themen – von psychischer Gesundheit über weibliche Selbstbestimmung bis hin zu Kunst und Design. Von London aus verfasst sie außerdem Werbetexte und Inhalte für Marken wie Flo, Nike Run Club, Laced und Ace & Tate.