Webdesigner Paul Anthony Webb kann an einem guten Domainnamen einfach nicht vorbeigehen, auch wenn er sich noch nicht ganz sicher ist, was er damit anfangen soll.
Eine Lektion in Sachen erfolgreicher geschäftlicher Rückkehr von Webdesigner Paul Anthony Webb
Wir haben uns mit Paul Anthony Webb zusammengesetzt, um zu erfahren, wie er Themen wie Programmierung, Design und die Verwaltung all seiner Webdomains angeht.
„Ich habe derzeit etwa 70 registrierte Domains“, sagt Webb. „Wenn mir eine einfällt, die ich mag, kaufe ich sie einfach. Ich verliere inzwischen ein bisschen den Überblick, aber ich lasse sie nicht ablaufen. Man weiß nie, wann man sie braucht.“
Zu den laufenden Projekten des in Boston ansässigen, extrem neugierigen und einfallsreichen Designers gehören der Aufbau eines Webbrowsers und eines Betriebssystems und die Kreierung seiner eigenen Musik für FRSH.fm. Es ist nicht immer klar, was Webb motiviert, abgesehen von seinem tief sitzenden Verlangen, zu experimentieren und sich immer noch ein bisschen größeren Herausforderungen zu stellen als bisher.
Wir haben uns mit Webb in der WeWork South Station, einem Coworking-Bereich in Boston, getroffen, um mehr über seinen Ansatz bei Programmierung und Design und darüber zu erfahren, wie er bei all diesen Domains den Überblick behält.
Wie kamst du zum Webdesign?
2006 begann ich an der Uni Johnson & Wales Informatik zu studieren, weil ich einen Weg finden wollte, mein eigenes Betriebssystem aufzubauen. Aber ich musste abbrechen, weil ich anscheinend kein Geld hatte. Das war ziemlich peinlich. Danach kehrte ich nach Boston zurück und arbeitete in schrecklichen Einzelhandelsjobs, bis meine Mutter ein paar Jahre später sagte: „Ok, du musst einen Weg finden, wie du zurück an die Uni kommst.“ Sie kam in meine Wohnung und schickte mich zurück nach Rhode Island.
Genau zu dieser Zeit brach die Wirtschaft ein.
Jap. Ich war in Cranston, das auf der Karte ganz in der Nähe von Providence zu sein scheint, aber sehr weit weg ist, wenn man kein Fahrzeug hat. Und als die Rezession begann, gab es einfach keine Stellen. Ich bewarb mich ständig auf Jobs, die ich nicht wollte, nur, damit ich die Miete zahlen konnte. Glücklicherweise kam mir mein Vermieter sehr entgegen und verstand, was los war, und ermutigte mich immer wieder, nach Jobs zu suchen.
Da saß ich also zu Hause, war arbeitslos und gelangweilt. Deshalb brachte ich mir Photoshop bei. Ich wollte die Designerfreund*innen nachahmen, die ich auf DeviantArt kennengelernt hatte. Anschließend designte ich eine Website. Ich schickte sie an einen Shop, der PSD in HTML umwandelte, und erfuhr, dass die Konvertierung 100 Dollar kosten würde. Einhundert Dollar! Ich dachte: „Das kann doch nicht so schwer sein.“ Also lernte ich aus Wut, Code zu schreiben. Stirnrunzelnd sah ich mir Tutorials an.
Wann bist du Profi geworden?
Ich habe weiter daran gearbeitet und mich vom Web-2.0-Wahnsinn anstecken lassen. Schließlich bewarb ich mich für das Lehrlingsprogramm von Thoughbot und einer der CEOs lud mich zu einem Vorstellungsgespräch ein. Dann erzählte er mir, dass meine Fähigkeiten im Grafikdesign toll seien: ausdrucksstark und erfindungsreich, meine Webkompetenzen aber grauenhaft. Er sagte, sie seien einfach emotionslos. Ich dachte mir: „Wow, das ist wirklich gemein, stimmt aber.“
Das war seine Art, zu sagen, dass sie mir eine Chance geben würden. Er lud mich ein, an ihrem Programm teilzunehmen, damit sie mir zeigen konnten, wie ich mein Webdesign verbessern und mit meiner Kompetenz im Grafikdesign verknüpfen konnte. Nach diesem Programm begann ich, professionell zu arbeiten.
Wie hilft gutes Design, die von Unternehmen angebotenen Produkte und Dienstleistungen zu verbessern?
Erstens sorgt es dafür, dass die Leute auf der Website bleiben. Wenn die Website gut aussieht oder irgendwie interessant ist, erkunden Interessent*innen sie mit größerer Wahrscheinlich einfach um ihrer selbst willen. Gutes Design wirkt auch vertrauenswürdiger. Ich kaufe eher von einer Website, auf der alles professionell aussieht, als von einer, bei der ich nicht den Eindruck habe, als wüsste das Unternehmen, was es im Internet tut.
Aber gutes Design versucht auch, anderen ein wenig voraus zu sein. Es dauert nicht lange, bis sich Ansätze verbreiten. Was heute im Internet neu ist, sieht man schon morgen auf 1.000 Websites. Gutes Design hilft deinem Unternehmen also auch, sich abzuheben, da es etwas bietet, das die Menschen noch nicht gesehen haben.
Hattest du bei all deinen Experimenten schon einmal ein Projekt, das sich nicht so entwickelte, wie du es dir erhofft hattest?
Absolut. Ich entwickelte ein Programm namens Beachfront, das alle registrierten Domainnamen einer Person finden und nachverfolgen und Dinge wie das Ablaufdatum und die Registrierungsstelle abrufen können sollte. Das kann ein großes Problem sein. Als ich also dachte, Beachfront sei jetzt einigermaßen einsatzbereit, gab ich es einigen Freund*innen zum Ausprobieren.
Es wurde total verrissen. Ich führte einige wirklich harte Gespräche, bei denen einer meiner Onlinekumpels sagte: „Hey, das war eine gute Idee, aber so geht das echt nicht. Das muss besser werden.“
Ich war am Boden zerstört. Dann arbeitete ich aber trotzdem weiter daran, weil ich dachte, ich müsste es unbedingt zum Laufen bringen. Dann wurde mir klar, dass ich selbst keine Lust hatte, mein eigenes Programm zu nutzen, denn um die analytischen Informationen zu erhalten, die ich im Backend zusammenstellte, musste ich den Domainnamen, das Registrierungsdatum und den Preis manuell eingeben, und darauf hatte ich einfach keine Lust.
Mir die Probleme ehrlich einzugestehen, motivierte mich, sie zu beheben. Ich automatisierte viel mehr Prozesse, sodass sie weniger anstrengend und tatsächlich nützlich und unterhaltsam waren. Jetzt haben sich fast 30 Benutzer*innen registriert und das Feedback war viel positiver.
Letztlich hat dich also dein eigenes Unwohlsein, das Gefühl „Hey, mir gefällt das nicht“ dazu motiviert, es besser zu machen?
Ganz genau. Dieses Gefühl sagte mir deutlich, dass ich es beim ersten Mal nicht richtig gemacht habe. Wenn ich zu alten Projekten zurückkehre und sie von Grund auf neu schreibe, ist das fast immer der Grund. Die Marketingautomatisierung gehört zu den Dingen, die Reibung reduzieren, und das ist entscheidend. Ich möchte Kund*innen nicht meine tolle, coole Idee zeigen und mir dann anhören müssen: „Igitt. Arbeit! Ich habe bereits genug zu tun. Ich brauche nicht noch mehr.“ Ich möchte, dass die Leute begeistert sind. Das ist das Ziel, das mich antreibt.
Trotzdem weitermachen: Tipps von Paul Anthony Webb
Wenn ein Projekt nicht gut läuft, kann es verlockend sein, einfach aufzugeben und mit etwas anderem weiterzumachen. Wenn dir das Projekt jedoch wirklich wichtig ist, weißt du vielleicht kaum, was schwieriger ist: aufgeben oder weitermachen.
Das rät Paul Anthony Webb allen, die versucht sind, aufzugeben:
Finde jemanden, mit dem du zusammenarbeiten kannst. „Zusammenarbeit bedeutet, dass du auf die Erfahrung einer anderen Person zurückgreifen kannst“, erklärt Webb. „Sie kann dir auch helfen, realistisch darüber nachzudenken, was möglich ist.“ Zu wenig Wissen kann in Verbindung mit unrealistischen Erwartungen bei jedem Projekt eine toxische Kombination sein. Durch die Zusammenarbeit mit einem Partner oder einer Partner kannst du diese Fallstricke vermeiden.
Lerne, Ergebnisse zu schätzen. „Eine Sache, die mich motiviert, ist, dass ich einfach sehen möchte, was passiert“, verrät Webb. „Wenn ich eine Idee habe und sehe, dass niemand sonst das macht, dann mache ich es allein deshalb, um das Ergebnis zu sehen.“ Auch wenn dein Projekt nicht so läuft, wie du es dir erhofft hast, kannst du viel lernen, wenn du es bis zu Ende durchziehst.
Finde einen Weg, die Dinge zu vereinfachen. „Manchmal nehmen die Dinge ein gewisses Eigenleben an“, führt Webb aus. „In der Regel gibt es eine Möglichkeit, sie einfacher zu machen. Wenn mich ein Projekt zu sehr frustriert, suche ich nach Aspekten, die ich streichen kann.“ Wenn du dich überfordert fühlst, lege eine Pause ein und konzentriere dich danach darauf, wie du die Dinge einfacher machen kannst. Dies kann helfen, deinem Projekt neues Leben einzuhauchen.