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Tipps für die Auswahl von Kund*innen und die Verschönerung von E‑Commerce

Entwicklerin Natasha Murphy und Designerin Lexi Stout erzählen uns, was sie über E‑Commerce, E‑Mail‑Marketing und die kreative Community in Atlanta denken.

Hero image for On Choosing Clients and Making E-Commerce Beautiful

Hier bei Foster, einem kleinen Coworking-Bereich im Nordwesten des Viertels Poncey-Highland in Atlanta, herrscht eine ruhige Atmosphäre. Es ist ganz klar die Art von Coworking-Bereich, wo die Menschen weniger an Networking interessiert sind als daran, einfach ihre Arbeit zu erledigen.

Heute sind Natasha Murphy und Lexi Stout anwesend. Murphy ist Webentwicklerin und Inhaberin von Nicely Built, einer auf E-Commerce-Websites spezialisierten Agentur. Stout ist Gründerin des Mug Creative Club, einem Design- und Branding-Unternehmen.

Murphy und Stout haben im letzten Jahr eine starke berufliche Beziehung aufgebaut und bei mehr als 25 Shopify-E-Commerce-Websites zusammengearbeitet. (Murphy gehört zu den führenden Shopify-Expertinnen in den südöstlichen USA.) Ihre Partnerschaft steht für einen größeren Trend in Atlanta, mit dem wir uns in dieser Reihe beschäftigt haben: kreative Unternehmer*innen, die Firmen aufbauen, die auf Zusammenarbeit setzen.

Vielen Dank, dass ihr euch heute Zeit genommen habt. Es ist schön, dass ihr ein bisschen flexibel seid, da keine von euch einen Chef hat.

Natasha: Ich bin gegen normale Arbeitszeiten ziemlich resistent. Ins Büro fahren, ankommen, am Schreibtisch sitzen … Das will ich nicht. Ich glaube, dass die Freiheit, die wir mit unseren Terminplänen haben, auch in unserer Arbeit zum Ausdruck kommt. Lexi scheint immer sehr fröhlich zu sein. In unseren Unterhaltungen gibt es immer viele Emojis.

Lexi: Wenn andererseits alle Überstunden schieben müssen, weil ein Projekt nicht so läuft, wie es sollte, tun wir das. Ich arbeite gern mit nicht festgelegten Arbeitszeiten bzw. -stunden.

Natasha, fangen wir bei dir an. Wo liegen Nicely Builts Ursprünge?

Natasha: 2006 hatte ich gerade mein Studium im Management gemeinnütziger Organisationen abgeschlossen. Ich entschied mich, eine Stelle als Entwicklerin bei einer Agentur anzunehmen, anstatt im gemeinnützigen Bereich zu bleiben. Das war der erste von zwei Agenturjobs. Sechs Jahre später gründete ich Nicely Built.

Für welche Art von Agenturen hast du gearbeitet?

Natasha: Für kleine Läden. Die erste hatte ein proprietäres CMS, was ich ganz eigenartig fand. Ich kam ja aus dieser Welt der gemeinnützigen Organisationen, die nur Open-Source-Systeme verwendeten. Es war aber auch wirklich interessant. Danach arbeitete ich für weitere Designagenturen.

Mit Nicely Built konzentrierst du dich hauptsächlich auf E-Commerce. Warum?

Natasha: Ich liebe den webbasierten Handel. Ich kaufe gerne online, mir gefällt die Richtung, in die sich der E-Commerce entwickelt. Ich finde diese kleine Ecke der Webentwicklung, den E-Commerce, wirklich aufregend. Wir arbeiten auch mit Seiten, bei denen es nicht um E-Commerce geht. Unser Hauptgeschäft und das, was uns am wichtigsten ist, ist aber der E-Commerce. Etwa 90 % meines Geschäfts sind Shopify-Websites.

„Man muss einen Weg finden, sich abzuheben. Du musst mit den Leuten sprechen, die du an Bord holen möchtest.“

Wie kommen deine Klienten zu dir?

Natasha: In erster Linie über das Shopify-Expertenverzeichnis. Wir erhalten auch viele Empfehlungen, versuchen allerdings, uns aufgrund von Wettbewerbsbedenken nicht zu stark auf eine Branche zu konzentrieren. Wir haben einen ziemlich aktiven Instagram-Kanal und generieren einige Leads durch alle zwei Monate stattfindende Shopify-Meetings. Ich trete gelegentlich als Rednerin auf.

Die Einführung benutzerfreundlicher E-Commerce-Softwareplattformen hat die Hürden für Onlinehändler gesenkt. Arbeitest du häufig mit Neulingen zusammen?

Natasha: Wir haben einen ganz bestimmten Kundentyp. Unsere Klienten arbeiten schon seit mehreren Jahren, mindestens fünf, im Online-Einzelhandel. Sie haben bereits mindestens eine E-Commerce-Plattform genutzt und hoffentlich bereits einmal die Plattform gewechselt. Es ist sonst wirklich schwierig, den Erwartungen gerecht zu werden.

Unsere Klienten brauchen in der Regel eine Kombination aus komplexen Features. Zum Beispiel Unternehmen, die ein Großhandelsportal brauchen oder ein stark an die jeweiligen Benutzer*innen angepasstes Produkt haben, das ausgeweitet werden soll. Manchmal handelt es sich auch um große Unternehmen, die etwas Hilfe bei der ERP-Integration benötigen. Vielleicht verwenden sie ein System zur Auftragsabwicklung oder zum Versand, und sie brauchen uns für die Integration, damit es mit ihrem System kommuniziert.

Nicely Built erhält auf seiner Shopify-Expertenseite begeisterte Rezensionen. Wie schafft ihr das?

Natasha: Wir konzentrieren uns wirklich auf Prozesse. Wir haben für jede Prozessphase jemanden, der wirklich gut darin ist.

Sprechen wir über Atlanta. Lexi, du hast an der University of Florida studiert. Wie hat es dich dorthin verschlagen?

Lexi: Ich hatte Atlanta nach meinem Undergraduate-Abschluss auf jeden Fall auf dem Schirm. Ich hatte schon von dem Creative Circus gehört, dem praktisch SCAD und einige der anderen Designschulen angehören, aber dort konzentriert man sich eher auf den Problemlösungsaspekt des Marketings. Also ging ich dorthin und konzentrierte mich auf das Gebiet der künstlerischen Ausstattung. Ogilvy und Mather stellten mich dann direkt von der Uni weg ein. Später wechselte ich zu Ignition, das sich mehr auf das erlebnisorientierte Marketing konzentriert.

Du hast also von Anfang an mit einigen ziemlich großen Marken gearbeitet.

Lexi: Genau. Man arbeitet dann zwar einerseits mit beeindruckenden, strahlenden, auffälligen Klienten zusammen, gibt aber jede Work-Life-Balance auf. Aber da man ja gerade erst mit dem Studium fertig ist, sagt man sich: „Her damit!“ Ich hatte aber auch jede Menge Spaß bei der Zusammenarbeit mit großen Kunden wie Coca-Cola und Under Armour. Ich kletterte auf der Karriereleiter nach oben, war aber nicht richtig erfüllt. Ich fand mich bald in einer eher leitenden Position wieder und vermisste einfach die tägliche Designarbeit. Wenn ich mit Klienten zusammensitze und die Dinge von ihrer Warte aus betrachte, ist es so viel leichter, etwas, das sie lieben, auf Erfolgskurs zu bringen.

Du wolltest deine Zeit damit verbringen, kreativ zu arbeiten und direkt mit Klienten zusammenzuarbeiten, und so wurde der Mug Creative Club geboren.

Lexi: Ich schuf aus Design und Kreativität etwas, das für mich Sinn ergab. Insgesamt geht es darum, das Unternehmen oder die Marke von jemandem zu nehmen und ihr ein Gesicht zu verleihen. Wir holen nach Bedarf Autorinnen und Fotografinnen an Bord, um ein bestimmtes Erscheinungsbild zu schaffen. Ich tue gerne alles, aber meine Leidenschaft gilt dem Logodesign und Markenrichtlinien.

Du bist offensichtlich sehr gut darin, E-Commerce-Websites zu gestalten.

Natasha: Darin ist sie ein echtes Naturtalent. Als ich ihr erstes detailliertes Designlayout sah, dachte ich: „Wow.“ In allen meinen Jahren der Zusammenarbeit mit Designer*innen habe ich noch nie erlebt, dass jemand das so schnell gelernt und so einen gründlichen Job gemacht hat.

Lexi: Ich hatte bereits jede Menge Modelle und digitaler Teilbereiche erstellt, aber ich hatte noch nie eine ganze Website von Grund auf neu erarbeitet. Am Anfang hatte ich ziemliche Angst. Aber inzwischen haben wir gemeinsam 20 bis 25 Projekte durchgeführt.

„Mein Traum ist es, ein Unternehmen zu haben und Menschen zu unterstützen, die lange mit mir zusammenarbeiten möchten.“

Sprechen wir ein wenig über die Werkzeuge eurer Zunft. Natasha, Shopify ist deine Lieblings-E-Commerce-Plattform. Wie sieht es beim E-Mail-Marketing aus?

Natasha: Wir sind große Mailchimp-Fans. Wir bauen es in unsere Angebote ein und integrieren den Service in unsere Websites und Auftragspakete. Das Produkt ist bei jedem Schritt dabei. Es lässt sich sehr gut mit Shopify integrieren. Beide Unternehmen glauben an offene APIs und Partnerschaften.

Lexi: Ich liebe die Benutzerfreundlichkeit von Mailchimp. Ich habe schon viele Vorlagen für Klienten eingerichtet und ich liebe es, solche Dinge zu gestalten. Es ist aber auch toll, sagen zu können: „Okay, das gehört jetzt alles dir.“

Natasha: Und sie schaffen es auch!

Lexi: Mit der Drag-and-Drop-Funktion ist das sehr einfach.

Natasha: Ich konnte einen kurzen Blick auf den Drag-and-Drop-Editor werfen, bevor er auf den Markt kam, und ich weiß noch, dass ich dachte: „Dadurch wird sich alles verändern.“

Mailchimp ist auch in der kreativen Community von Atlanta aktiv. Wie würdest du die kreative Szene der Stadt beschreiben?

Lexi: Ich war schon öfter bei einem Treffen, einer Veranstaltung oder in irgendeinem Kreativraum und habe Menschen aller Hintergründe, Altersgruppen und Stilrichtungen getroffen. Ich habe mich immer willkommen gefühlt.

Natasha: Atlanta ist eine Stadt, in der die Menschen tatsächlich etwas erschaffen. Von Menschen, die Kunst für die BeltLine kreieren, bis zu all unseren wunderschönen Wandgemälden, hier in Atlanta sind die Menschen wirklich produktiv.

Lexi: Und es herrscht ein gutes Gefühl der Zusammenarbeit. Jeder möchte jedem helfen.

Hast du schon einmal überlegt, für ein Technologie-Start-up zu arbeiten?

Natasha: Viele meiner Freund*innen arbeiten bei Start-ups, aber das ist nicht wirklich meine Welt. Die ganze Mentalität von „Ich werde eine Million Dollar verdienen und dann schmeiße ich alles hin und gehe“ ist nicht mein Traum. Mein Traum ist es, ein Unternehmen zu haben und Menschen zu unterstützen, die lange mit mir zusammenarbeiten möchten.

„Menschen lieben schöne Dinge. Sie mögen kleine Gesten.“

Apropos Verbesserung: In den letzten Jahren wurde viel darüber gesprochen, dass wir mehr Frauen in der Technologiebranche brauchen. Natasha, welche Erfahrungen hast du mit der Arbeit in einer so männerdominierten Branche gemacht?

Natasha: Es kommt immer noch gelegentlich vor, dass ich mich an ein Unternehmen wende, um ein Produkt zu erhalten, und mein Gegenüber möchte mit dem Entwickler verbunden werden. Doch das ändert sich gerade sehr. Es ist heute ganz anders als noch vor zwei oder drei Jahren. Es gibt inzwischen so viele andere Programmiererinnen. Lange Zeit war das Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf Konferenzen 15:1. Heutzutage kommen eher drei Frauen auf zehn Männer, insbesondere als ich bei der Partnerkonferenz von Shopify war.

Lexi: Es gibt wirklich immer mehr Frauen, die Code schreiben. Man sieht sie vielleicht noch nicht überall, aber es gibt sie und es geht langsam voran.

Engagierst du dich in Gruppen, die Frauen unterstützen, die eine Karriere in der Technologiebranche anstreben?

Natasha: Ich unterrichte HTML und CSS für den Atlanta-Ortsverband von Girl Develop It. Ich treffe dort viele Frauen, die in ihrem Leben noch keine Zeile Code geschrieben haben. Das ist mir lieber, als fortgeschrittenere Kurse zu unterrichten, denn es inspiriert mich wirklich, wenn Frauen ohne Erfahrung aufkreuzen und sagen: „Ich möchte lernen, wie man Code schreibt.“

Glaubst du, die Tatsache, dass du eine Frau bist, wirkt sich darauf aus, wie du dein Unternehmen führst?

Natasha: Ja, es spielt auf jeden Fall eine Rolle. Kommunikation ist uns wichtig. Unsere Organisation ist grundsätzlich nicht sehr hierarchisch. Es ist offensichtlich, dass sie von Frauen geführt wird. Wir sprechen auf Augenhöhe miteinander. Wir haben nicht so rigide Strukturen wie „X ist der Boss von Y“ und wir haben kein aggressives Vertriebsteam wie traditionell eher maskuline Organisationen. Die erste Agentur, in der ich arbeitete, wurde von zwei Männern geführt und die Leute stritten ständig darüber, welche Titel sie haben sollten, oder versuchten, mehr Geld zu bekommen.

Bevor wir zum Schluss kommen, kehren wir zu deiner Arbeit zurück. Was hältst du von dem Argument, dass E-Commerce-Websites nicht schön sein müssen, sondern nur die UX und Funktionalität zählen.

Lexi: Ich glaube, dann läuft man Gefahr, dass man unter all den 08/15-Websites nicht auffällt. Man muss einen Weg finden, sich abzuheben. Für mich ist die Antwort ein Mittelweg, weil ich eine schnörkellose Ästhetik zu schätzen weiß, die nicht von der eigentlichen Kaufmission ablenkt. Du musst aber auch mit den Leuten sprechen, die du an Bord holen möchtest. Es können ja nicht alle nur einen weißen Hintergrund und ein weißes Raster haben.

Natasha: Menschen lieben schöne Dinge. Sie mögen kleine Gesten.“ Aarron Walter sprach kürzlich bei einer Creative-Mornings-Veranstaltung darüber, warum jemand vielleicht lieber einen Tesla statt eines Basismodells von Nissan kauft. Letztlich gibt es dafür keinen guten Grund, außer, wie man sich fühlt, wenn man in dieses teurere Auto steigt. Natürlich kommst du auch mit einer ganz minimalistischen Website aus. Aber ist das für dich auch ein Erlebnis? Oder, was noch wichtiger ist, für deine Endkund*innen?

Du bist eine junge Agentur? Halte dich an diese drei Regeln.

Natasha Murphy verbrachte viele Jahre in der Welt der Agenturen, bevor sie 2012 ihren eigenen erfolgreichen digitalen Laden eröffnete. Hier sind drei Regeln, die ihr zum Erfolg verhalfen, ohne sie den letzten Nerv zu kosten.

1. Definiere deine ideale Kundschaft möglichst eng. Tust du das nicht, könnte sie eine Belastung für dein Unternehmen werden. Nicely Built arbeitet zum Beispiel eng mit etablierten Einzelhändler*innen zusammen, die seit mindestens fünf Jahren online aktiv sind. „Wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, der schon einmal einen Onlineshop hatte, gibt es nicht so viel Neues zu lernen“, sagt Murphy. „Mit Neulingen musst du alles mehrmals durchgehen, und du kannst nicht wirklich einen Gewinn erzielen, wenn du deine gesamte Zeit damit verbringst, sie zu schulen.“

2. Gib dich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden. Du denkst darüber nach, eine passable Version einer Dienstleistung zusammenzuzimmern und zu verkaufen? Mach das nicht. Egal, welche kurzfristigen Gewinne du erzielst, sie werden durch den schlechten Ruf, den du dir erwirbst, mehr als aufgewogen. Murphy war immer sehr darauf bedacht, nur Dienstleistungen zu verkaufen, bei denen sie ein hohes Niveau bieten konnte. „Ich bin, was unser Angebot angeht, sehr risikoscheu, weil ich sicher sein möchte, dass wir vor allem Expert*innen sind“, betont sie. „Ich würde zum Beispiel niemals SEM verkaufen.“

3. Arbeite nicht für Idioten. Wenn du bei einem Kunden oder einer Kundin von Anfang an ein schlechtes Gefühl hast, lass es bleiben. „Wir arbeiten mit einigen wirklich starken Persönlichkeiten zusammen, und das macht mir überhaupt nichts aus“, erklärt Murphy. „Ich kann gut mit konstruktiver Kritik oder Wut wegen einer verpassten Frist umgehen. Damit komme ich gut zurecht. Was ich aber überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn jemand unhöflich zu mir oder zu jemandem ist, der für mich arbeitet. Das ist es nicht wert.“

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